Stadtrat beeinflusste die Auswahl der Offiziere

Von Anita Bender

Alte Stadtrechnungen verraten oftmals in Eintragungen über die Stärke der Schützengesellschaften. Auf 80 bis hundert Mann einschließlich Knechte musste die aktive Mannschaft gehalten werden. Bei solchen Zuwendungen wahrte der Stadtrat verständlicherweise seinen Einfluss. Er führte Oberaufsicht über die Schützengesellschaft und erließ oder bestätigte die Schützenordnung. Bei der Wahl der Offiziere behielt der Rat sich das Mitbestimmungsrecht vor. Offiziere waren oftmals städtische Beamte beziehungsweise Angestellte.

Nach Statuten von 1729 musste jeder Ratsherr zuerst Mitglied der "alten Schützen" werden. Der Rat überwachte auch die Auswahl der Schützen aus der Bürgerschaft. Schütze sein war eine Ehre. Nur untadelige Männer, die anderen ein Vorbild sein konnten, wurden zugelassen.

Zusammengefasst waren die Schützen eine Kerntruppe zur militärischen Verteidigung der Heimat, ein Instrument der Stadtverwaltungen und der Landesherren zur Wahrung von Recht und Ordnung und vielseitiger Diener des Gemeindewohls.

Erst bei Beginn des 19. Jahrhunderts haben sie im Zuge der Neuordnung des gesamten öffentlichen Lebens diese Rolle nach und nach verloren. Seitdem stehen in ihren "Ordnungen" nicht mehr die Aufgaben des praktischen allgemeinen Heimatschutzes im Vordergrund, sondern "Eintracht und Gemeinsinn,  Bürgertreue und Heimatliebe" als Ideale. Dennoch genossen die Schützenvereinigungen nach wie vor höchster Wertschätzung.

Schon in früher Zeit ergab sich auf ganz natürliche Weise eine Trennung von alten und jungen Schützen. Die vom Rate vorgeschriebene feste Anzahl von Mitgliedern wurde konstant gehalten. Die beim Ausscheiden der Alten entstehenden Lücken wurden sogleich wieder von ausgebildeten jungen Leuten gefüllt. Man verfügte über eine Reserve junger Burschen, die an sonntäglichen Waffenübungen teilnahmen.

Die ältesten Nachrichten über eine Trennung von alten und jungen Schützen stammen aus der Zeit, als bei der Bürgerwehr die Büchse und das Feuerrohr die alte Armbrust immer mehr verdrängten. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts schied sie als Kriegswaffe aus, wenn sie auch beim Schießsport und Schützenfest nach wie vor in Ehren gehalten wurde. Die Jungmannen entschieden sich am schnellsten für die moderne Waffe. So treten uns die Alten oder Armbrüstschützen als die "olden Schütten" oder die Jungen als "Bussenschütten" entgegen.

Als Kleinod haben die Alten den üblichen silbernen Vogel, die Jungen ein Feuerrohr an ihrer Kette. Erst später wurden beide Bruderschaften vereinigt und ihre Ketten zusammengefügt. In Burgsteinfurt wurden die olden und jungen Schütten 1539 noch benannt. Mitglied der "alten Schützen" konnte nur werden, wer vorher den jungen angehört hatte. Auch auf dem Lande feierten die "Söhne und Junggesellen" ihr eigenes Schützenfest (In Borghorst mit 1601). Die Entstehung der "Allgemeinen Bürgerschützenvereine" um 1825 haben die Zusammenfassung herbeigeführt.

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