Pfarre Ochtrup wird 1203 zum ersten Mal erwähnt
(Artikel aus
dem Sonderdruck 125 Jahre Pfarrkirche Sankt Lamberti in Ochtrup des
Tageblatt Steinfurt)
Im Zuge der
kirchlichen Verwaltungsreformen, die der erste Bischof im Münsterland
traf und durch die er die fünf alt-sächsischen Gaue in 40 Pfarrbezirke
aufteilte, entstand mit der Errichtung der ersten Ochtruper Kirche auch
das Pfarrgebiet oder das Kirchspiel "Uhtepe".
Das Schicksal
der Deportation in das Frankenland scheint auch den Besitzer des Ochtruper
Haupthofes (Pröpstinghof) getroffen zu haben. Dies lässt sich daraus
schließen, dass der Pröpstinghof Eigentum der Bischöfe von Münster
war. Von hier aus überwiesen die Bischöfe Friedrich 1. (1063 bis 1084),
Erpho (1084 bis 1097) und Burchard (1097 bis 1118) verschiedene Renten an
das Kloster St. Mauritz bei Münster, wie 20 Schillinge, 1 Malter Malz, 1
Schwein, 1 Scheffel Weizen, 8 Stück Käse und 8 Denare. Zudem hat dem
Bischof von Münster von jeher das Verleihungsrecht zu der Pfarrstelle von
Ochtrup zugestanden.
Im Laufe des
12. oder 13. Jahrhunderts ging der Hof in das Eigentum des Stifts St.
Mauritz über, welches bisher nur die vorgenannten Einkünfte von dem Hof
hatte. Von dem Umstand, dass nun der Probst von St. Mauritz die Einkünfte
bezog, rührt auch der Name Pröpstinghof her, während der ursprüngliche
Name Ochtepe auf die Pfarrei und das Dorf überging.
Urkundlich wird
die Pfarre Ochtrup erstmals im Jahre 1203 erwähnt. Damals übertrug der
Bischof Herimann II. (1174 bis 1203) das Archidiakonat über die
Pfarrstellen von Ochtrup und Wettringen dem Kloster zu Langenhorst.
Der Abtissin
von Langenhorst beziehungsweise ihrem Stellvertreter, dem Dechant von
Langenhorst stand das Recht der Investitur und der Visitation zu, das heißt:
Sie setzte die Pfarrer ein, sie kontrollierte jährlich die
Kirchenrechnungen. Alle Beschlüsse der Kirchengemeinde bedurften ihrer
Genehmigung. Auch die Amtsführung und den Lebenswandel der Priester ihres
Archidiakonates hatte sie zu überwachen.
Patron der
Ochtruper Kirche war von je er der Heilige Lambertus. Ob Reliquien von ihm
nach Ochtrup gelangt sind, lässt sich nicht belegen, ist aber als
wahrscheinlich anzusehen, da sich so die Wahl des Pfarrpatrons erklären lässt.
Am ehesten dürfte dies unter Bischof Erpho (1084 bis 1097) möglich
gewesen sein. Sein Bruder war Bischof in Lüttich, wo im Dom die Gebeine
des Hl. Lambertus liegen. Der Lütticher Bischof assistierte seinem Bruder
bei der Einweihung des nach dem Brande von 1071 wieder aufgebauten Domes.
Möglicherweise hat er damals Partikel vom Hl. Lambertus mitgebracht.
Die Grenzen der
Pfarrei Ochtrup sind im wesentlichen immer die gleichen gewesen wie sie
bis vor der Ausgliederung der Tochterpfarrei St. Marien bestanden haben.
Doch war die Gemeinde erst sehr spärlich bevölkert. Im Jahre 1498 wird
die Zahl der Kommunikanten mit 441 angegeben. Epe hatte damals 480,
Wettringen 298, Welbergen 162 und Langenhorst 48. Das lässt für Ochtrup
auf eine Einwohnerzahl von 700 bis 800 schließen. Bis zum Anfang des 17.
Jahrhunderts stieg die Zahl auf etwa das Doppelte, denn der Ochtruper
Pastor Johannes Biefang gab auf einer Konferenz 1616 in Langenhorst die
Zahl der Kommunikanten mit 1000 an, was einer Einwohnerzahl von 1500
entsprechen mochte.
Das Ende des
16. Jahrhunderts brachte für Ochtrup schwere Jahre. Der spanisch-niederländische
Krieg um die Loslösung der niederländischen Provinzen von der spanischen
Krone hatte viele spanische Kriegerscharen ins Land geholt, die sich in
keiner Weise um die Neutralität des Bistums Münster kümmerten. Sie
zogen plündernd und brandschatzend umher. Am 9. Januar 1595 kamen sie
auch nach Ochtrup. Sie plünderten und raubten, was ihnen wert erschien.
Den Hausleuten nahmen sie das beste Vieh weg und schlachteten es und was
sie nicht sofort verzehrten, salzten sie ein und nahmen es mit, als sie
wieder abzogen. Auch die Kirche plünderten sie. Der Schaden wurde auf
2000 Taler geschätzt. Um Johanni des gleichen Jahres kamen die Spanier
erneut und nahmen mit, was sie beim ersten Mal verschont hatten.
Diese
wiederholten feindlichen Überfälle brachten die Ochtruper auf den
Gedanken, sich durch Wall und Graben zu schützen. Nachdem nach vielen
vergeblichen Bittgesuchen der Fürstbischof von Münster seine Zustimmung
gegeben hatte und unter anderem von Johann von Billerbeck Grund und Boden
käuflich erworben worden war, wurde 1595 und in den folgenden Jahren der
Ort befestigt. Seitdem wurde Ochtrup sowohl Festung als auch Wigbold und
Stadt genannt.
Schon 1598
kamen die Spanier erneut in großer Zahl und nahmen die Stadt ein. Sie
zwangen die Ochtruper, eine große Anzahl von Kriegsknechten den ganzen
Winter über bis Ostern mit allem Nötigen zu versorgen. Zu allem Unglück
brach 1598 infolge Mißernte eine Hungersnot aus, wie man sie seit
Menschengedenken nicht mehr erlebt hatte. Der Schaden, den die Spanier
diesmal anrichteten, wurde auf 8000 Taler geschätzt.
Die Not und die
Bedrückung erfüllte die Ochtruper mit Ingrimm, und ohnmächtigem Hass.
Eine Sage erzählt, dass 1598 in einer Schänke auf der Weinerstraße
zwanzig spanische Söldner, als sie volltrunken auf dem Stroh lagen, von
zwei Bürgern mit einem langen Wiesbaum, den sie der Reihe auf die Kehlen
gedrückt hatten, festgehalten und vom Ochtruper Schmied erschlagen worden
seien (nach Hermann Reckels).
Schon ein Jahr
später brach neues Unglück über die Gemeinde herein. Dies legte die
neuerstandene Festung in Schutt und Asche und vernichtete das Letzte, was
den Leuten geblieben war.
Durch
Blitzschlag kam "Dückers Haus außer der Stadt" in Brand.
Dieser griff schnell um sich. 53 Häuser und die Kirche wurden fast ganz
vernichtet. Die Glut war so groß, dass selbst die Glocken schmolzen. Das
Kirchendach, mit Blei gedeckt, zerschmolz vollständig. So war aus dem
aufstrebenden Ort durch die Naturkatastrophe ein Trümmerhaufen geworden,
aus dem die Bewohner kaum das nackte Leben hatten retten können. Die Not
war unvorstellbar groß. In weiten Teilen des Münsterlandes und im
benachbarten Bentheimischen erfolgte darum eine Sammlung für die schwer
heimgesuchte Bevölkerung der Stadt.
Der bald darauf
folgende Dreißigjährige Krieg brachte weitere Drangsale. Mehrfach wurden
die Grenzorte durch die Landsknechte beider Parteien geplündert und
gebrandschatzt. Was nur immer zu erhaschen war, wurde geraubt. Nachdem sie
Kisten und Kasten zerbrochen und alles verdorben hatten, was sie nicht
mitnehmen konnten, zogen sie weiter. Seit Dezember 1622 lag in Ochtrup
eine 500 Mann starke Kompanie unter Kapitän Plettenberg. Doch auch diese
Streitmacht war nicht imstande, feindliche Übergriffe und Einfälle zu
verhindern. So blieb denn auch die Furcht vor weiteren Drangsalen in der
Bevölkerung bestehen, die durch das Benehmen der befreundeten Söldner
eher noch verstärkt wurde, denn diese waren nicht viel besser als die
gegnerischen.
Der Krieg, den
Fürstbischof Bernhard von Galen gegen die Holländer führte, brachte für
die Grenzstädte wie Ochtrup neue Drangsale mit sich. Ochtrup wurde
besonders hart mitgenommen, da es wiederholt der Sammelpunkt war, von wo
aus die Heere ihre Feldzüge antraten. So brach im September vom großen
Esch (Niederesch) ein Heer von 42000 Mann auf, welches in Holland einrückte,
Borkeloe und Oldenzaal eroberte, Enschede plünderte und Losser in Asche
legte.
Im Januar des nächsten
Jahres brachen in Ochtrup 10000 Mann auf, um das erste Heer zu unterstützen.
Allein durch das unbeständige und nasse Wetter konnten sie nichts
ausrichten. Die Truppen gingen zum größten Teil zu Grunde, denn unter
den Soldaten brach die Pest aus. Dieselbe wurde auch nach Ochtrup
verbreitet, als Oberst Wallpohl mit dem Rest seiner Truppe hier ein
Nachtquartier aufschlug.
Zu ihrem Glück waren die Ochtruper beim Anrücken der Soldaten geflüchtet, so dass sie das Schlimmste von sich abwehren konnten. Von dieser Folge von Unglücksfällen scheint sich die Gemeinde durch eine Reihe von guten und ruhigen Jahren ziemlich schnel1 erholt zu haben. Das lassen die Anschaffungen vermuten, die Pfarrer Joachim Zurhorst (1685 bis 1704) durch Spenden tätigen konnte.