Aus „Schützen feiern Feste“ (Verlagsbeilage Tageblatt Ochtrup Mai 1984)

Kampf um das Schützenfest an den beiden Pfingsttagen

Alt und Jung musste seine Festfeiern um 24 Uhr beenden

Der Schützenverein "Alt und Jung der Stadt Ochtrup e.V." ist am 30. April 1922 aus dem Zusammenschluß des "Allgemeinen Bürgerschützenvereines" und des "Junggesellen-Schützenvereins" hervorgegangen. Der Ursprung des "Allgemeinen Schützenvereines" kann aufgrund vorliegender Schriftstücke nachweislich bis in das Jahr 1880 zurückverfolgt werden, während die Chronik den "Junggesellen-Schützenverein" im Jahre 1910 erstmalig benennt.

Unabhängig hiervon reicht nach Überlieferung der Ursprung des "Allgemeinen Schützenvereines" sicherlich bis in das 16. Jahrhundert zurück, waren doch im Zusammenhang mit dem seinerzeitigen Festungsbau in den Jahren 1593/94 die Festungsbewohner abwechselnd mit den Anwohnern von "Horst und Wall" gehalten, auf den Wällen Wache zu halten.

Die Anzahl der Schützenfeste stieg zu Beginn des 19. Jahrhunderts ständig, so daß der Vorstand des "Allgemeinen Bürgerschützenvereins" mit Schreiben vom 3. Juli 1897 ein Gesuch an die Königliche Regierung zu Münster richtet, bei einem zweitägigen Fest die Feierlichkeiten bis morgens 2 Uhr zu gestatten unter der Voraussetzung, daß auf die vielen kleineren Schützenfeste verzichtet und stattdessen etwa im Abstand von zwei bis drei Jahren ein allgemeines Schützenfest gefeiert wird.

Der Vereinsgeschichte ist zu entnehmen, daß es hinsichtlich der Abhaltung des Schützenfestes an den Pfingsttagen mit dem damaligen Amt Ochtrup Schwierigkeiten gegeben hat. So war erst im Jahre 1913 der damalige Amtmann Wibberich nach Erteilung der Sondergenehmigung durch das damalige Königliche Landratsamt des Kreises Steinfurt bereit, seine zunächst verweigerte Genehmigung zu widerrufen. Diese war vom Amtmann damit begründet worden, daß "frühere vor Ort ergangene Verfügungen dem entgegenstehen, die bestimmen, dass die begehrte Erlaubnis zu einer zweitägigen Festfeier nur dann erteilt werden soll, wenn sämtliche hier bestehende Schützengesellschaften ihr Fest an demselben Tage feiern."

Allerdings durften sich diese genehmigten Festlichkeiten an beiden Pfingsttagen nicht über 24 Uhr erstrecken.          

 Der "Allgemeine Bürgerschützenverein" gab sich am 7. Juli 1903 seine ersten, heute in der Chronik erfaßten Statuten. Der Auflage mit den übrigen örtlichen Schützenverei­nen gemeinsam ein zweitägiges Fest zu feiern, wurde bis zum Jahre 1909 nachgekommen. Am 13. April 1909 sprach sich die Versammlung des "Allgemeinen Bürgerschützenvereines" in einem generellen Beschluß dafür aus, alljährlich ein Schützenfest zu feiern. Dieser Antrag wurde jedoch aufgrund vorliegender Grundsatzbeschlüsse durch den Amtmann abschlägig beschieden.

Gefeiert wurde zu dieser Zeit in der Gaststätte der Witwe Schepers an der Bentheimer Straße, nach dem Zusammenschluß beider Vereine zum Schützenverein "Alt und Jung der Stadt Ochtrup" in den Räumlichkeiten des Wirtes Laink, Bergstraße. Später bei den Schützenbrüdern Heinrich Viefhues im Saale Fischer-Viefhues und Hermann Hemsing (Jugendheim). Ab dem Jahre 1976 bis zum heutigen Tage finden diese im Festzelt auf dem Marktplatz statt.

Der erste Weltkrieg unterbrach das Vereinsleben. Erst im Jahre 1922 fand die Feier eines Schützenfestes statt. König wurde Josef Post, der sich Elisabeth Ruhwinkel, Dränke, zu seiner Königin erkor. Anläßlich des Schützenfestes am Pfingstmontag 1925 konnte die Weihe einer neuen Fahne vorgenommen werden. Die Anschaffung einer neuen Fahne war notwendig geworden, weil die aus dem Jahr 1789 stammende alte Fahne geschont werden sollte.

Diese alte Fahne, die zwischenzeitlich verschollen war, wurde nunmehr im Jahre 1982 wieder aufgefunden und mit finanzieller Unterstützung des Westf. Museumsamtes beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe in Münster durch die Werkstatt Worch, Münster-Wolbeck, restauriert. Dank dem Entgegenkommen der Stadt Ochtrup wird diese Fahne zum Schützenfest 1984 den ihr gebührenden Platz im Foyer der "Villa Winkel" finden, wo sie für die Gesamtbevölkerung Ochtrups in einem Fahnenschrank präsentiert wird.

Die jetzige Fahne des Schüt­zenvereins "Alt und Jung" wurde im Jahre 1982 durch die Ordensschwestern des Klosters Varensell hergestellt und anläßlich des Schützenfestes 1982 in der St. Lamberti­Pfarrkirche feierlich geweiht. Am 25. Juli 1928 wurde dem Schützenverein "Alt und Jung" gemeinsam mit dem Schützenverein "Horst und Wall" als den "älteren Schützenvereinen" vom Amt Ochtrup das Vorrecht eingeräumt, Pfingsten sein Schützenfest feiern zu dürfen.

 

Die Fahne des Schützenvereins Alt und Jung.

 Das Vogelschießen wurde bis zum Jahre 1954 auf dem Schützenrutengrundstück am Postdamm (heute Postdamm/­Ecke Weidenstraße) abgehalten. Mit Unterstützung der Stadt Ochtrup konnte in den Jahren 1954 - 1970 das Vogelschießen im städtischen Wäld­chen am Bergfreibad erfolgen. Seit dem Erwerb der Besit­zung "Villa Winkel" von der Erbengemeinschaft Laurenz durch die Stadt Ochtrup dient die Vogelstange auf dem Fest­platz im Stadtpark als Schießstätte.

 

Das amtierende Königspaar Ewald Tombült und Ehefrau Elisabeth mit den Königsoffizieren Bernd Kramer und Klaus Tömmers sowie deren Ehefrauen.

 Der Schützenverein "Alt und Jung" mußte sich auf Betreiben der damaligen Machthaber im Jahre 1934 mit den anderen Vereinen zur "Allgemeinen Schützengilde" zusammenschließen. Da jedoch entgegen deren Bestrebungen die Schützenvereine an ihrer alten Tradition festhielten und dieser neuen "Allgemeinen Schützengilde" wenig Verständnis entgegenbrachten, wurde diese nach einem zweimaligen gemeinsamen Schützenfest im Jahre 1934 bereits im Jahre 1937 wieder aufgelöst. Im Jahre 1938 feierte der Schützenverein "Alt und Jung" wieder sein eigenes Schützenfest.

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges feierte der Schüt­zenverein "Alt und Jung" im Jahre 1950 wieder sein erstes Schützenfest, in dessen Verlauf Hermann Schmale die Königswürde errang.

Am 23. April 1962 wurde nach einigen Änderungen der Vereinsstatuten beschlossen, die Eintragung in das Vereins­register beim zuständigen Amtsgericht Burgsteinfurt, zu beantragen. In der Mitgliederversammlung am 19. April 1976 wurde eine neue Satzung einstimmig beschlossen.

Eine nachhaltige Spendenbeteiligung des Schützenvereines konnte anläßlich der Einweihung des Ehrenmals auf dem Friedhof an der Hellstiege sowie anläßlich der Versetzung des Kriegerehrenmals 1914/18 vom Ehrenfriedhof in den Fußgängerbereich Weiner-/Bahnhofstraße verzeichnet werden.

Vom "Allgemeinen Bürgerschützen- und Junggesellenschützenverein" bis zum heutigen Schützenverein "Alt und Jung der Stadt Ochtrup e.V." ist es stets oberste Richtschnur der Mitglieder, um die Pflege des Brauchtums be­müht zu bleiben. Hierzu gehören nach dem gemeinsamen Kirchgang der "Große Zapfenstreich" mit dem sich an­schließenden Kommers auf dem FestzeIt am Vorabend des ersten Pfingsttages wie auch die Polonaise über die Wallanlagen, die Wartung des vereinseigenen Schellenbaumes, der Fahnenschmuck im Stadtgebiet und die Kinderbelustigung am Pfingstdienstag.

 Hierbei haben sich eine große Anzahl Schützenbrüder in den vergangenen Jahren bleibende Verdienste erworben. Seit Bestand des Kinderkarnevals ist es auch das Bemühen von "Alt und Jung" durch die Gestellung eines Märchenmotiv-Festwagens zum Gelingen dieses über die Grenzen Ochtrups mittlerweile bekannt gewordenen Volksfestes beizutragen.

Neben den in der Chronik des Schützenvereines fest ge­haltenen Bemühungen und Einsätze der jeweiligen Könige und Vorstände, deren Aufzählung sicherlich den Rahmen dieses Berichtes sprengen würde, haben es nicht zuletzt auch der amtierende König Ewald Tombült, der scheidende Oberst Hubert Hewing, der Fest- und der aktive Vorstand unter seinem unermüdlichen Vorsitzenden Heinrich Ehling verstanden, die Schützenbrüder als eine große Gemeinschaft zu betrachten, in der seit "Väter Zeiten" es "Alt und Jung" als oberstes Gebot betrachtet, der Tradition verpflichtet zu bleiben und sie ihren Nachfolgern als wertvolles und unantastbares Erbe mit auf den Weg zu geben.

 

Das Königspaar mit Feststaat im Jahre 1933.

 

Festfolge (1984)

8. Juni

18 Uhr Maibuchenholen vom Hofe Schwartbeck

9. Juni

10.30 Uhr Ständchen­bringen

18 Uhr Antreten auf dem Marktplatz, Gefallenen­ehrung auf dem Ehrenhain Hellstiege

19 Uhr Festgottesdienst, anschließend Großer Zapfenstreich am Denkmal auf der Weinerstraße, danach Festkommers

10. Juni

14 Uhr Antreten zum Vogelschießen, Komman­doübergabe auf der Weiner­straße

    15 Uhr Vogelschießen und Konzert im Stadtpark

    20 Uhr Königsball

11. Juni

10.30 - 12.30 Uhr Frühschoppenkonzert auf dem Westwall

19.30 Uhr Königsball

20 Uhr Polonaise über die Wälle

12. Juni

10.30 Uhr Antreten zum Ausflug nach Uphoff mit Kinderbelustigung

 

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